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So, 12-20 Uhr
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Genuss im Grünen: Picknick – ein praxisnaher Ratgeber

Es mag durchaus viele Gründe geben, sich und eine Lady in einem guten Restaurant bekochen zu lassen. Und ein selbstzubereitetes Dinner in der Intimität des eigenen Zuhauses kann ebenfalls viel Charme haben. Allerdings lässt es sich nicht von der Hand weisen, wie angenehm es sein kann, lukullische Genüsse im Freien zu sich zu nehmen – und vielleicht nach dem Gaumengenuss einen Genuss anderer Art folgen zu lassen.

Allerdings ist ein Picknick immer eine Gratwanderung. Soll es gut sein, muss es ebenso gut geplant werden. Denn eines steht fest: Hierbei geht es um deutlich mehr, als im Freien ein paar belegte Brote zu verspeisen.

1. Von der Kunst, eine passende Location zu finden

Ganz klassisch findet ein Picknick natürlich am „Busen der Natur“ statt. Also wirklich auf dem Boden, möglichst weit von Gebäuden und dergleichen entfernt. Davon wichen nicht einmal die Briten in der viktorianischen Epoche ab – während der das Picknicken zu einer regelrechten Kunstform erhoben wurde.

Das Problem: Natur gibt es viel, aber picknicktaugliche Natur deutlich weniger. Fassen wir einmal zusammen, was eine solche Location bieten muss:

  • Sie muss unbedingt so gelegen sein, dass sie sich nach einem höchstens kurzen Fußmarsch erreichen lässt. Niemand möchte sämtliche Utensilien stundenlang über Berg und Tal wuchten – von den Risiken für die Speisen völlig abgesehen.
  • Es sollte in der Nähe ein Fließgewässer geben. Nicht nur für die Stimmung, eine Wasch- und vielleicht Schwimmmöglichkeit, sondern vielleicht auch, um Getränke zu kühlen. Fließend deshalb, weil hier (im Gegensatz zu Stehgewässern) nicht so viele Mücken unterwegs sind.
  • Schatten ist elementar wichtig. Es genügt allerdings, wenn zur geplanten Uhrzeit ein einzelner Baum diese Aufgabe übernimmt.
  • Es sollte einen möglichst weichen Untergrund mit bloß niedrigem Bewuchs geben. Im hohen Wiesengras lauern nicht nur Zecken, sondern müssen die Halme auch erst einmal mühselig umgelegt werden.

Ferner sorgt ein Gentleman dafür, dass diese Location fernab von allem liegt, was irgendwie nach Rastplatz oder Ähnlichem aussieht. Beim Picknick möchte man schließlich seine Ruhe haben und nicht von tobenden Kindern umschwärmt werden. Am besten gibt es bei diesem Date nur genau zwei Personen vor Ort.

Wichtig 1: Ein Gentleman überlasst nichts dem Zufall. Er scoutet also die Örtlichkeit einige Tage zuvor persönlich, um sich von der Tauglichkeit zu überzeugen. Dabei wirft er auch einen sehr genauen Blick in die Umgebung, um Insektenbauten, Ameisenstraßen und ähnliche Störungen ausschließen zu können.

Wichtig 2: Spontaneität in allen Ehren, aber schon aus wettertechnischen Gründen sollte das Picknick auf ein festes Datum gelegt werden.

2. Bloß keine Plastikteller: Über das richtige Equipment

Wir leben im Plastikzeitalter. Dadurch hat es sich in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt, dass alles, was für das leibliche Wohl im Freien gedacht ist, aus Kunststoff bestehen müsse. Falls der Aufenthalt einen kernigen Outdoor-Touch haben sollte, wird alternativ zu Edelstahl, Aluminium und ähnlichen Survival-Materialien geraten.

Vergessen wir bitte alles, was aus dieser Richtung kommt. Es geht bei einem solchen Picknick um stilvolles Genießen im Freien. Alles, was dabei auf Plastik oder blankem Metall serviert wird, wirkt gleich weniger wertig. Solche Materialien sind nur für die Behälter gestattet, in denen die Speisen transportiert werden.

Normales Besteck und Geschirr sind absolut picknicktauglich. Wie erwähnt: Es muss ja nicht weit und nicht über Stock und Stein getragen werden. Wer sich befleißigt fühlt, dennoch etwas anderes anzuschaffen, der sollte sich wenigstens auf feine Emaillewaren fokussieren.

Nachdem diese Materialfrage geklärt ist, kommen wir zur eigentlichen Ausrüstung:

  • Der Picknickkorb, in dem alles durch Schlaufen und Fächer seinen Platz hat, mag zwar altbacken wirken. Tatsächlich ist er jedoch ein hervorragendes Behältnis und erste Wahl.
  • Die Unterlage sollte eine echte Picknickdecke sein – auf der Unterseite isoliert. Nebenbei haben solche Decken Schnallen, um sich sehr platzsparend zusammenrollen zu lassen.
  • Niemand mag lauwarme Speisen, die eigentlich kühl bis kalt sein sollten. Dabei hilft ein Kühlrucksack ganz immens. Je nach Getränkewahl kann dieser um eine Thermoskanne ergänzt werden.
  • Bitte keine Experimente mit vor Ort auf einem Gaskocher zubereiteten Speisen oder Getränken. Dabei gibt es zu viele Dinge, die schiefgehen können.
  • Immer eine große Flasche Leitungswasser und einen kleinen Schwamm einpacken. Falls es Flecken gibt, können sie damit notbehandelt werden. Und für die nach dem Essen verschmutzten Utensilien sollte es dichtschließende Plastikbeutel geben. Kein Gentleman will in der freien Natur den Abwasch machen, aber ohne Weiteres in den Korb geräumtes Besteck und Geschirr wird definitiv Mücken anziehen; womöglich sogar Wespen.
  • Kein Picknick ohne große Mengen Servietten und einzeln verpackte Erfrischungstücher.

Stellt sich noch die Frage nach der Kleidung. Um erneut das viktorianische England zu bemühen, scheint die Natur sicher kein Hinderungsgrund für edle Garderobe zu sein. Hier sollte ein heutiges Picknick-Date allerdings etwas Modernität erlauben: Möglichst bequem, atmungsaktiv und von den Farben her nicht zu anfällig für Flecken. Polohemd und Chinos sind dafür perfekt geeignet.

Übrigens: Eine persönlich zusammengestellte Playlist ist für etwas Background-Unterhaltung nicht die schlechteste Idee. Auf genügend Akku-Reichweite achten.

3. Das Thema Speisen und Getränke

Was serviert ein Mann von Welt seiner Holden bei einem Picknick? Nun, eigentlich alles, das kalt genossen werden kann. Beginnen wir jedoch zunächst mit Dingen, die keinesfalls in den Korb oder Kühlrucksack gehören:

  • Alles, was auf Ei und/oder Fisch basiert. Beide Zutaten neigen dazu, rasend schnell „zu kippen“, selbst wenn sie durchgegart wurden und in einer Kühltasche liegen.
  • Dinge, die vor Ort erst zerteilt werden müssen. Wenn es unbedingt derartige Dinge zwischen Schnitzel und Kuchen sein müssen, dann sollten sie lieber zuhause schon vorgeschnitten werden.
  • Alles, was unter Sonneneinstrahlung dazu neigt, zu schmelzen oder zu zerfließen. Das gilt für Sahne und Schokolade ebenso wie für sämtliche Weich- und Schmelzkäsesorten.

Was die Getränke anbelangt, lässt sich mit leichten Weißweinen oder Rosés eigentlich niemals etwas falsch machen; eventuell ergänzt um Sekt oder Champagner für den Einstieg. Auch Rotwein ist ein guter Begleiter, zumal er für optimalen Genuss geringere Ansprüche an eine Kühlung stellt als seine weißen Cousins.

Falls an dem Tag das Wetter nicht ganz so warm ist, kann auch eine Thermoskanne mit Tee oder Kaffee mitgenommen werden – gegebenenfalls mit einem kleinen Schuss Hochprozentigem darin.

In Sachen Speisen gelten neben den genannten Vorgaben zwei Regeln: Entweder mundgerecht portioniert, respektive als Fingerfood geeignet, oder von weicherer Konsistenz und dadurch portionsweise genießbar.

Was diesbezüglich alles möglich wäre, würde den Rahmen dieses Texts bei weitem sprengen. Dafür sind die Rezeptseiten des Internets eine deutlich umfassendere Anlaufstation. Um jedoch einen kleinen Einblick zu gestatten, an dieser Stelle einige Klassiker:

  • Mit verschiedenen Zutaten gefüllte Blätterteigtaschen.
  • Mini-Pizzen/Quiches/Flammkuchen.
  • Diverse Muffins (ohne schmelzanfällige Schokoglasur).
  • Diagonal zerschnitten portionierte Sandwiches aus hochwertigem Brot (keinesfalls weißes Toastbrot).
  • Cherrytomaten, Cornichons, Gemüse-Sticks und Dips.
  • Brotstangen und ähnliche Gebäckstücke.
  • Diverse Salate, sofern sie nicht auf Mayonnaise basieren.
  • Mini-Frikadellen, kleine Schnitzelchen und ähnliche Fleischgenüsse.

Das alles lässt sich unkompliziert transportieren und verspeisen und hat obendrein ein eher geringes Klecker- und Fleckenrisiko.

Wichtig: Natürlich findet ein Gentleman in der heutigen Zeit zuvor heraus, ob seine Begleiterin vegetarisch oder gar vegan lebt. Eine solche Lady zu einem Picknick zu entführen, um ihr dann Frikadellen und Ähnliches vorzusetzen, wäre ein Fauxpas erster Ordnung.