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Stars & Sternchen: Was ist was bei Hotels und Restaurants?

Ein Zimmer mit einem Bett. Auch heute gibt es jenseits dieses übergreifenden Faktors eine gefühlt Lichtjahre breite Spanne zwischen einer schäbigen Absteige und einem echten Luxus-Domizil. Nicht anders sieht es bei Restaurants aus. Über all das soll ein simples Sterne-System Auskunft geben – eigentlich.

Das Problem ist jedoch: Längst nicht jeder Gentleman weiß, was sich hinter diesen Sternen genau verbirgt. Zu allem Überfluss spielen hier auch noch viele nationale Befindlichkeiten, Marketing-Erwägungen und viel, viel Geld eine Rolle. Um niemals hässliche Überraschungen zu erleben, zeigt das Scarabaeus Escort Magazin in diesem Beitrag, was es mit den Sternen bei Hotels und Restaurants auf sich hat – und wie vertrauenswürdig sie überhaupt sind.

Man gebe mir einen Stern: Kurzer historischer Überblick

Personen gegen Geld zu beherbergen und zu verköstigen ist fast so alt wie die Sesshaftwerdung des Menschen – auch wenn Hotels nach unserer Definition eine Erfindung des späten 18. Jahrhunderts sind.

Doch was macht eine solche Beherbergung aus? Es ist vor allem:

  • Die Qualität der Unterkunft
  • Der Service an und für sich
  • Der Umgang mit dem Gast
  • Art, Anzahl und Qualität zusätzlicher Angebote

Über Jahrhunderte hinweg gab es hierfür keine Form von Bewertungskriterium. Den Anfang machte 1334 Florenz; schon damals ein wichtiges Zentrum für Reisende mit zahlreichen Herbergsbetrieben. Die Stadt schrieb erstmals vor, wie grundsätzlich mit Übernachtungsgästen umzugehen sei und zwang die Wirte zudem, außen einen roten Stern als Zeichen ihrer Zunft am Gebäude anzubringen.

Das erste Mal, dass jedoch verschiedene Anzahlen von Sternen zur detaillierteren Bewertung von Leistungen herangezogen wurden, verdanken wir Karl Baedecker. Dieser Pionier des gleichnamigen Reiseführers nutzte in den Auflagen ab 1846 erstmalig Sterne, um Hinweise auf Sehenswürdigkeiten zu geben.

Von da an dauerte es nicht lange, bis sich das System auch in anderen Reiseführern etablierte und man begann, auch Hotels derartig zu bewerten. Das führte jedoch zu einem Problem, welches bis zum heutigen Tage anhält und erst ganz langsam eine Lösung zu finden scheint.

Internationale Standards? Fehlanzeige

Der geneigte Gentleman checkt in Frankfurt in ein Hotel mit drei Sternen ein. Wird er dort dieselbe Qualität vorfinden, wie in einem Dreisternehotel in, beispielsweise, Dallas, Texas? Leider nicht:

  • Es gibt keinen internationalen Standard, der in jedem Land dieselben Bewertungskriterien anlegt.
  • Es gibt nur wenige Länder, die staatliche oder wenigstens von einem Beherbergungs-Dachverband kontrollierte Bewertungssysteme nutzen.
  • Nur in wenigen Staaten ist die Bewertung von Unterkünften nach eigenen Standards untersagt. Entsprechend können Reiseanbieter, Kataloge und dergleichen oft völlig frei agieren und bewerten.
  • Es existieren sowohl Sterne- wie Buchstabensysteme. Auch ist das Prinzip der fünf Symbole zwar weit verbreitet, jedoch gibt es auch Schemata, die mehr oder weniger (häufiger ersteres) vergeben.
  • In einigen Bewertungssystemen bestehen Zwischenstufen, die in anderen nicht existieren.
  • Es herrscht extreme Ungleichheit zwischen den Nationen, ob ein Bewertungssystem bestehen muss oder nicht. Doch selbst wenn, so ist Einheitlichkeit selbst innerhalb eines Landes oft nicht gegeben. In Spanien etwa existieren nicht weniger als 17 verschiedene regionale Bewertungsschemata, obwohl dort die Bewertung staatlich vorgeschrieben ist.

Unterm Strich bedeutet dies: Zumindest global gesehen ist es bis heute enorm schwierig, sich an Sternen oder anderen Symbolen als reinem Bewertungsmaßstab für Hotels zu orientieren.

Allerdings hat dies nicht mit bösem Willen oder nationalen Befindlichkeiten zu tun. Der Hauptgrund für diese Unordnung ist die Tatsache, dass Gäste angesichts ihrer Herkunft oftmals andere Ansprüche haben. Sterne-Systeme sind deshalb oftmals zu stark vereinfachend.

Klassifikation in Deutschland

Deutschland ist in diesem Sinne ein Land, in dem noch eines der besseren Systeme vorherrscht. Zwar ist es für sämtliche Beherbergungsbetriebe freiwillig, sich zertifizieren zu lassen. Wenn, dann wird dies jedoch nach festen Kriterien durch den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) durchgeführt.

Das sorgt dafür, dass hinter jedem Stern, ganz gleich ob in Flensburg, Frankfurt oder München, immer dieselbe Definition steht. Wichtig für heutige Reisende ist dabei, dass Deutschland an diesem Punkt schon seit über einem Jahrzehnt mit in europäische Harmonisierungsbestrebungen eingebunden ist:

Hotelstars Union: Das wahrscheinlich einheitlichste System der Welt

Hotelsterne sind in vielen Ländern und Weltregionen ein reichlich chaotisches System. Eine angenehme Ausnahme davon stellt ein Teil Europas dar, genauer gesagt:

  • Belgien
  • Dänemark
  • Deutschland
  • Estland
  • Griechenland
  • Lettland
  • Liechtenstein
  • Litauen
  • Luxembourg
  • Malta
  • Niederlande
  • Österreich
  • Schweden
  • Schweiz
  • Slowenien
  • Tschechien
  • Ungarn

Beginnend 2010 führte hier der europäische Branchen-Dachverband Hotels, Restaurants & Cafés in Europe (HOTREC) das System Hotelstars Union ein. Basis sind fünf Sterne, zu denen jeweils durch zusätzliche Leistungen das Prädikat Superior vergeben werden kann.

Dahinter steht ein einheitlicher und ständig aktualisierter Kriterienkatalog. Das heißt, an jeden Stern sind explizite Vorgaben geknüpft. Jede davon wird mit einer festgelegten Punktezahl belohnt. Um eine bestimmte Sternewertung zu erreichen, muss eine Mindestanzahl von Punkten erreicht werden. Das bedeutet also, dass sich auch Häuser gleicher Sternezahl durchaus im Detail unterscheiden können.

Anzahl Sterne / SymbolikHotelklasse / Bezeichnung
Tourist
SSuperior Tourist
Standard
SSuperior Standard
Komfort
SSuperior Komfort
First Class
SSuperior First Class
De Luxe
SSuperior De Luxe

Zwar bleiben bei diesem System naturgemäß viele europäische Länder (noch) außenvor, aber an sich ist dieser Standard ein Erfolgsmodell – der übrigens auch durch eine in den Teilnehmerstaaten einheitliche Plakette an jedem Haus deutlich sichtbar ist.

Der Nachteil: Jenseits der Hotelstar Union gibt es nichts Vergleichbares. Auch nicht in den USA, obwohl dies manchen vielleicht überraschen mag.

Sterne in Restaurants: Eine völlig andere Ebene

In Sachen Hotels mag die völlige Abwesenheit eines weltweit zumindest vergleichbaren Standards ernüchternd sein. Vollkommen anders, erfreulicherweise, verhält es sich jedoch bei ausschließlichen Speisegaststätten.

Hier darf die Welt buchstäblich dem Mutterland hochwertigster Küche dankbar sein. Die Rede ist natürlich von Frankreich. Anno 1900 gab dort der auch heute noch operierende Reifenhersteller Michelin ein kleines Büchlein namens Guide Michelin heraus. Gedacht war das Werk eigentlich nur als Atlas im Mini-Format, der sämtliche der damals noch sehr wenigen Kfz-Werkstätten der Grande Nation auflistete.

Das Modell erwies sich als Erfolg, sodass in den kommenden Jahren rasch Guides für weitere Länder nachgelegt wurden. 1923 schlug dann die große Stunde. Das rote Büchlein erhielt künftig auch Empfehlungen für Restaurants und Hotels. Drei Jahre später wurde der Fokus größer und es wurde erstmals jenes heute legendäre Symbol vergeben, der Michelin-Stern.

Seit 1936 ist die dahinterstehende Definition unverändert gleich. Maximal drei Sterne. Das mag nach wenig anmuten, jedoch bedeutet selbst ein einzelner Stern, vor einem Haus zu stehen, dessen Küche sich sehr weit vom Üblichen abhebt- dazu sei jedoch unterstrichen, dass Michelin-Sterne keinen Rückschluss auf besonderen Luxus oder eine extrem hochwertige Bedienung zulassen. Bewertet wird nur die Küche. Die deutschsprachigen Definitionen:

Anzahl SterneMichelin-Bewertung
Eine Küche voller Finesse – einen Stopp wert!
Eine Spitzenküche – einen Umweg wert!
Eine einzigartige Küche – eine Reise wert!

Vergeben werden die Sterne mittlerweile global. Dazu beschäftigt der Guide ein kleines Heer hochklassiger Restauranttester. Sie überprüfen jedoch nicht nur (anonym) potenzielle Neuanwärter, sondern werfen auch in regelmäßigen Abständen ein Auge auf die bereits bestehenden Sternebesitzer.

Das soll vor allem dafür sorgen, dass kein Restaurantbetreiber auf die Idee kommt, sich auf seinen Meriten auszuruhen – denn natürlich ist es auch möglich, verliehene Sterne wieder aberkannt zu bekommen. In dem Fall wird ein Haus in der nächsten Jahresausgabe nicht mehr gelistet oder nur mit weniger Sternen.

Zwar gibt es noch einige andere Bewertungssysteme, die für sich in Anspruch nehmen, in Konkurrenz zu den Franzosen zu stehen. Bei ehrlicher Betrachtung allerdings sind die Michelin-Sterne der weltweite Maßstab für gehobene bis allerhöchste Küche und als solche nicht nur etabliert, sondern weitgehend unantastbar.